Ein Pyrrhus-Sieg für E-Fuels, hoffentlich eine Chance
- UTV-Dachverband MEW ist kritisch: Zeitverzögerung oder Chance für E-Fuels?
- Keine Investitionssicherheit für E-Fuels-Produktionsanlagen
- Technologieoffenheit ist damit keinesfalls gewahrt
- Europäischer Rat muss im Herbst im Trilog auf Anrechnung der E-Fuels für die Flottengrenzwerte drängen
In der Nacht vom 28. zum 29. Juni 2022 haben sich die EU-Umweltminister auf einen Kompromiss zu den Pkw-Flottengrenzen geeinigt. Der MEW begrüßt die Einigung, weil sie dem Verbrennungsmotor und klimaneutralen E-Fuels im Individualverkehr doch noch eine Chance lässt. Die Einigung ist dennoch kritisch zu sehen, weil nun im besten Falle sehr viel Zeit ins Land geht, die bereits für wichtige Investitionen genutzt werden könnte, und weiterhin keine Investitionssicherheit gegeben ist.
Dr. Hans Wenck und Frank Schaper, MEW-Geschäftsführer, zeigen sich enttäuscht über die Entscheidung. Wenck: „Mit Blick auf die Klimaneutralität hat sich die EU damit einen Bärendienst erwiesen. Die Elektromobilität allein wird uns das Klima nicht retten. Die Prüfoption ist zwar eine Öffnung des rigiden Vorschlags der EU-Kommission, aber dennoch ein absoluter Hemmschuh für jetzt notwendige Investitionsentscheidungen.“ Schaper gibt zu bedenken: „Gerade jetzt wird uns doch vor Augen geführt, wie wichtig es wäre, die Energieversorgung in Form von Elektrizität und in Form von flüssigen Energieträgern breit aufzustellen und zu diversifizieren. Mit der Entscheidung beschneidet sich die EU unnötig auf leitungsgebundene Energieträger und missachtet damit sowohl die Notwendigkeit der sicheren Versorgung mit Energieträgern als auch die Bedürfnisse der Bevölkerung.“
Die MEW-Präsidentin Dr. Uta Weiß ergänzt: „Der Prüfauftrag für die Kommission, bis 2026 die Ergebnisse der CO2-Reduzierung von E-Fuels auszuwerten und die einhundertprozentige Klimaneutralität festzustellen, geht völlig an der Praxis und der Notwendigkeit, die Transformation zu beschleunigen, vorbei. Beimischung muss ermöglicht werden, die Kriterien für klimafreundliche Kraftstoffe müssen so gestaltet werden, dass sie auch anwendbar sind. Mit dem 100-Prozent-Anspruch wird das Klima nicht gerettet, niemand kann in einem Changeprozess dieses Ausmaßes den Schalter von heute auf morgen umlegen. Wenn wir unser CO2-Budget nicht reißen wollen, müssen wir schnell und konsequent wirklich alle Optionen für die Emissionsminderung nutzen und nicht von einem hehren Ziel zum nächsten stolpern und es letztlich doch nicht schaffen.“
Bei aller Kritik bleibt ein Hoffnungsfunke, dass bis zum Trilog im Herbst die politische Diskussion klimafreundlicher und weniger ideologisch geführt wird – im Sinne des realistisch schnelleren, wirtschaftlicheren und zielführenden Weges zur Klimaneutralität.